Pressemeldung aus Dresdner Morgenpost vom 19.10.2011, Seite 7
Bahn will sich im Winter nicht wieder kalt erwischen lassen
Von Christian Hellermann
Das soll nicht mehr vorkommen: Im vergangenen Winter sorgten Zugausfälle bei der Deutschen Bahn für großen Ärger, Hoyerswerda war vorübergehend sogar komplett vom Netz abgeschnitten, weil nicht genügend Züge zur Verfügung standen. Diesen Winter soll es anders sein - die Bahn rüstet sich für Eis und Schnee.
"Das soll nicht mehr passieren", sagt Klaus-Dieter Martini (62), Leiter der DB Regio Südost. Ein Grund für den Ausfall war Stau in den Werkstätten. Im Winter sind Achsen, Bremsen und Elektrik oft komplett vereist. Deshalb stellt die Bahn zum Abtauen der Züge zwei Zelte auf - eines am Abstellbahnhof und eines neben der Werkstatt in der Zwickauer Straße. Die Waschanlage kann mit Elektroheizung und Gebläse auf 30 Grad aufgeheizt werden. Trotzdem dauert das Abtauen eines Zuges bis zu acht Stunden.
Das zweite große Problem lag bei Zügen mit Neigetechnik auf der Strecke nach Hof. "Die Luftansaugung hat sich mit trockenem Schnee zugesetzt. Das war letztes Jahr besonders auffällig", sagt Walter. Dann schaltete sich der Motor ab, der Zug blieb stehen und auch die Heizung lief nicht mehr. Bei 20 Zügen wurde der Lufteintritt an der Seite der Züge angebracht.
Obwohl es noch nicht geschneit hat, haben die Mechaniker die Kupplung von einem Triebwagen mit einer roten Plastikhülle abgedeckt, um sie vor Eis zu schützen. 20 Tonnen liegen in den Depots. „Wenn Laub auf den Gleisen liegt, erhöht Sand die Bremswirkung“, sagt Walter. Über ein Rohr werde der Sand automatisch vor die Räder geblasen.
Mehr Lokführer werden in Bereitschaft versetzt, zehn Wagen und zwei Loks stehen in Dresden als Reserve bereit. Schneeverwehungen in Ostsachsen sollen mit Zäunen verhindert werden. Hier soll es mehr Kontrollen geben, um die Strecken rechtzeitig zu räumen.
„Wir tun vieles dafür, um im Winter pünktlich zu sein“, sagt Martini. In wenigen Monaten wird sich zeigen, ob die Bahn ihre Hausaufgaben gemacht hat.
Noch eine Anmerkung von mir: Der "Walter", von dem im Text mehmals die Rede ist, ist Werkstattleiter Thorsten Walter, welcher im Zeitungsartikel nur in einer Bildüberschrift genauer beschrieben wird.