Pressemeldung aus Dresdner Neuste Nachrichten vom 08.08.2012, Seite 15
Hybridbusse: zu teuer, aber der richtige Weg
Dresdner Verkehrsbetriebe monieren zu hohe Preise bei der Anschaffung / Massenfertigung könnte Kosten senken
von Christoph Springer
Knapp 700 000 Euro sind zu viel für einen Stadtbus. Auch dann, wenn es sich um einen langen Gelenkbus mit modernster Hybrid-Antriebstechnik handelt. Dennoch wollen die Dresdner Verkehrsbetriebe 18 solche Busse kaufen. Die Interessensbekundung dafür ist raus an den Fördergeldgeber in Berlin, die europaweite Ausschreibung, bei der der Preis noch etwas sinken könnte, steht noch aus. Außerdem plant das Dresdner Nahverkehrsunternehmen den Kauf von weiteren acht High-Tech-Bussen mit Hybridantrieb auf Basis eines Programms, das das Bundesumweltamt aufgelegt hat.
Alle diese 26 Busse sollen also Elektroantriebe haben, Batterien oder Kondensatoren als Energiespeicher und kleine herkömmliche Motoren höchstens als Ladehilfen. Denn die Hybridbusse sind beliebt bei den Fahrern, den Fahrgästen und sogar den Anwohnern an den Strecken, auf denen sie fahren. Und sie sind "gut auf dem Weg zur Elektromobilität", so Verkehrsbetriebe-Vorstand Reiner Zieschank gestern.
Anlass für sein Resümee war ein Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate, in denen das Unternehmen 18 solche Busse im Einsatz hatte.
Das Fazit: Mit den Bussen wurden im Schnitt 16 Prozent Diesel eingespart, manche Fahrer schafften sogar 20 Prozent. "Das ist ein richtiger Sport", beschreibt Hybridbus-Fahrer Uwe Schmidt die Sparbemühungen. Die Kollegen am Lenkrad der modernen Fahrzeuge vergleichen ihre Sparergebnisse, gewonnen hat, wer besonders wirtschaftlich gefahren ist. Hochgerechnet auf die zehn Jahre Lebensdauer, die die Verkehrsbetriebe bei einem Linienbus voraussetzen, könnten so rund 100 000 Euro pro Bus für Diesel eingespart werden.
Das ist aber nur ein entscheidender Effekt, der für die modernen Antriebe spricht. Der zweite: Es werden weniger Giftstoffe in die Luft gepustet. Denn die Treibstoffeinsparung sorgt während der Lebensperiode eines Hybridbusses dafür, dass etwa 210 Tonnen Kohlendioxid weniger freigesetzt werden. Parallel dazu wird der Ausstoß von Stickoxiden reduziert - um 50 Prozent im Vergleich zu normalen Bussen, wie die DVB vorrechnen.
Doch das Hybridvergnügen hat noch Schattenseiten. Die Wärme der kleinen Verbrennungsmotoren genügt nun nicht mehr, um die langen Busse im Winter zu heizen und Zusatzheizungen "fressen" wieder Brennstoff. Das führt den Einspareffekt ad absurdum. Und die modernen Busse sind noch viel zu teuer. Schließlich kostet ein herkömmlicher Dieselbus nur etwa halb so viel wie sein Hybridbruder. "Wirtschaftlich betrachtet, kommt die Beschaffung nur bei hohen Förderquoten von 50 Prozent und mehr in Betracht", so DVB-Sprecher Falk Lösch.
Die Massenfertigung solcher Busse könnte den Kaufpreis senken, meint Zieschank. In fünf Jahren sei womöglich der Zeitpunkt erreicht, zu dem Hybridbusse für einen Preis zu haben sind, der den wirtschaftlichen Betrieb solcher Fahrzeuge binnen der üblichen Lebensdauer wirklich möglich macht, schätzt der DVB-Vorstand.
Dann wollen die Verkehrsbetriebe schon wieder einen Schritt weiter sein. Denn sie planen den Einsatz eines komplett elektrisch betriebenen Busses auf der Strecke der Linie 79 zwischen Übigau und Mickten. 2013 könnte es so weit sein, schätzen die DVB-Verantwortlichen. Die entscheidende Hürde sind derzeit noch die Genehmigungsverfahren für die unterirdische, berührungslose Energieversorgung der Busse an den Endpunkten.