Pressemeldung aus Sächsicher Zeitung vom 15./16. Dezember 2012, Seite 1
Bahnbau nach Berlin dauert viel länger
Die Bundesregierung gibt keine Prognose zur Fertigstellung. Aber Tempo 200 rückt in weite Ferne.
Von Michael Rothe
Dresden. Eine schnelle Bahnstrecke von Dresden nach Berlin bis 2020 ist "illusorisch". Dieses Fazit zieht Stephan Kühn, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, aus den Antworten der Bundesregierung auf eine Anfrage seiner Fraktion. Demnach verzögert sich die Planfeststellung der Dresdner Bahn, eines 14 Kilometer langen und 560 Millionen teuren Teilstückes im Berliner Süden. "Aufgrund des bisher erreichten Planungsstandes können zum Zeitpunkt der Fertigstellung keine Aussagen getroffen werden", heißt es in der Antwort. Die Bahn rechnet mit vier Jahren reiner Bauzeit.
Im mittleren, rund 80 Kilometer langen Teilstück Hohenleipisch - Wünsdorf, könne die Geschwindigkeit 2014 nicht wie geplant auf Tempo 200 erhöht werden. "Aufgrund des nicht vorliegenden Baurechts kann die Fertigstellung frühestens im Jahre 2016 erfolgen", steht in dem von Jan Mücke (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, verschickten Schreiben. Von 21 zu beseitigenden Bahnübergangen gebe es erst für zwei Kreuzungsvereinbarungen mit den Kommunen.
Noch vor vier Wochen hatte Mücke in Dresden erklärt, dass die Bahn die letzten Planungen für den Ausbau der Strecke zur Genehmigung eingereicht habe. "Damit können Züge 2016 weitgehend mit Tempo 200 zwischen den zwei Städten fahren", so Mücke damals. Derzeit benötigen sie mit zwei Stunden und elf Minuten eine halbe Stunde mehr als vor dem Zweiten Weltkrieg.
Immerhin soll die gute Millarde Euro Mehrkosten für den Stuttgarter Hauptbahnhof keine Einschnitte für Dresden-Berlin bringen. "Die Planungen aller anderen Projekte bleiben von der Kostenentwicklung des Projekts "Stuttgart 21" unberührt, hieß es auf Anfrage der SZ.